Vom Erfinder und Visionär
zum talentierten Schwarzmaler

Kommentar des Homo dentechnicus zum Interview
mit Heini Steger – Inhaber von Zirkonzahn – in dental dialogue 4/19 | Seite 58 ff

Hallo Herr Steger und vielen Dank für das ehrliche Interview. Schließlich ist eine schmerzliche Wahrheit immer noch besser als eine gut verpackte Lüge. Und die für uns schmerzliche Wahrheit lautet: Hier hat jemand den Glauben an die Zukunft der Zahntechnik verloren.

Und das, obwohl die Zahntechnik doch die Basis der Zirkonzahn-Erfolgsgeschichte ist, die viele bewundern. Was hat sich verändert? Die Umstände, der Markt, Ihr Klientel oder Sie sich selbst? Wie Sie beschreiben, haben Sie keine Angst vor Veränderungen und haben auch nicht die Tendenz es allen recht machen zu wollen. Sie verfolgen Ihr Ziel – so steht´s für uns glaubhaft geschrieben. Und dass die Zahntechnik für Sie leider nicht mehr zu den blühenden Landschaften gehört – auch uns blutet das Herz – haben wir nun verstanden. Die logische Konsequenz: Sie bauen eine Zirkonzahn-Klinik auf, um Zahnärzte zu schulen. Dort wird Zahnärzten gezeigt, wie sich „zahntechnische Kunstwerke“, die nach dem Zirkonzahn-Workflow hergestellt wurden, an realen Patientenfällen darstellen. Eine interessante Strategie und wie immer haben Sie vermeintlich das Wohl der Zahntechnik im Fokus …

Apropos Zahntechnik – da mutiert der Visionär und Erfinder spontan zum Schwarzmaler. Wir Zahntechniker dürfen uns in seinem Szenario bei einer Cloud-Arbeitsbörse anstellen. Der schnellste Zahntechniker wird gewinnen und für wenig Geld die Arbeit modellieren. So ein Arbeitsprozess soll in eineinhalb Stunden über die Bühne gehen und dann kann die Arbeit schon eingesetzt werden. Das gibt uns natürlich einen ganz neuen Stellenwert.

Und Zirkonzahn unterstützt uns – oder wen auch immer – in dieser neuen Welt mit der künstlichen Intelligenz (KI). Das ist dann wirklich der „next level“. Wie es sich allerdings damit verhält, weiß wohl noch keiner so genau. Aber schon der Begriff ist nicht griffig, da es grundsätzlich an einer genauen Definition von Intelligenz mangelt. Die KI ist momentan eine Art Geheimwaffe: Gesichtserkennung und Aufbau des sozialen Profils jedes Einzelnen. Eine Welt ohne Taxifahrer, Bankangestellte, Steuerberater, Verwaltungsbeamte oder Verkäufer an der Supermarkt-Kasse. In Peking gibt´s schon die ersten Präparationsroboter, weltweit wird der Hausarzt durch eine App ersetzt und der nach schlauen Algorithmen digital hergestellte Zahnersatz soll nur noch mit Glasurmasse besprüht werden. Sind das die Perspektiven? Viel wichtiger wird es sein, Zukunftsprozesse kreativ, proaktiv und verantwortungsbewusst zu gestalten. Und zwar nicht nur auf der technischen Seite, sondern auch in Bezug auf die gesellschaftlichen Einschnitte, die damit zwangsläufig verbunden sind.

Was lernen wir noch aus diesem Interview? Die Schichttechnik – und damit das Markenzeichen der Kreativität eines gut ausgebildeten Zahntechnikers – ist Schnee von gestern. Wer in den Zirkonzahn-Workflow eingreift, kann die Kronen nur noch verunstalten. Überhaupt bilden wir uns zu wenig fort und sind kaum dazu zu bewegen uns in einem Boot-Camp dressieren zu lassen. Und wir bewegen uns zu langsam in einem Markt, der viel schneller getaktet ist, als wir ihm überhaupt folgen können. Ja geht´s noch? Wir sind der Markt!

Lieber Herr Steger, bei aller Wertschätzung für Ihre Lebensleistung: Wenn man über so schräge Szenarien nachdenkt, sollte man sie wenigstens nicht schriftlich fixieren.

Liebe Kollegenschaft, das „Steger-Szenario“ ist lediglich eines von vielen denkbaren Szenarien. Keiner weiß was die Zukunft bringt. Wir von der FZT bemühen uns den digitalen Wandel mit zu gestalten. Mit Spaß an unserem Beruf, Nähe zu unseren zahnärztlichen Kunden und mit der Überzeugung, dass unsere Expertise und Kreativität den Unterschied macht. Wir setzen uns für eine sinnvolle Digitalisierung unseres Berufes ein und betreiben intensive Fortbildung im Kollegenkreis. Wir möchten Euch mit dem Wissen ausstatten, das Euch ermöglicht Information von Desinformation zu unterscheiden. Die Initiative Zahntechnik arbeitet mit Firmen zusammen, die zumindest bereit sind gemeinsam mit uns Zukunfts-Visionen für eine prosperierende Zahntechnik zu entwickeln. Hütet Euch vor Zulieferern und „Partnern“ die nicht an Eure Zukunft glauben. Sie werden das mit Euch verdiente Geld gegebenenfalls dazu einsetzen Euch zu ersetzen.

Euer Homo dentechnicus

 

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